Was ist ein ETF?
Was ist der Unterschied zu einem Fonds?
Was bedeuten die ganzen Begriffe im Zusammenhang mit ETFs
ETFs sind eine besondere Art von Investmentfonds. Die Abkürzung ETF bedeutet „Exchange traded fund“, was übersetzt, börsengehandelter Fonds, heißt. Gemeint sind damit sogenannte börsengehandelte Indexfonds. Wie der Name schon sagt, haben sie irgendwas mit Indizes zu tun. Was genau schauen wir uns jetzt an.
Wie wir gesehen haben ist ein Index ja nichts anderes als eine Zusammenstellung von Aktien. Und Aktienfonds sind von einem Fondsmanager ausgewählte Zusammenstellungen. Mit dieser Erkenntnis liegt die Idee nahe, einen Fonds aufzulegen, der alle Aktien eines Index enthält. Da es bereits vorgefertigte Indizes gibt, die die Unternehmen zur Aufnahme nach transparenten Kriterien auswählen, bräuchte man dann für die Auswahl der Aktien keinen Fondsmanager mehr und könnte Kosten sparen.
ETFs: Eine Kreuzung aus Fonds und Index mit minimalen Gebühren
Und genau das ist ein Indexfonds oder ETF. Das heißt, diese vereinen also das Beste aus zwei Welten: Eine Streuung des Risikos durch Diversifikation und die Minimierung von Kosten.Im Ergebnis bekommt man als Investor in einen ETF genau die Rendite, die auch der entsprechende Index erzielt, sozusagen die durchschnittliche Marktrendite. Wenn der Index um 2% steigt, steigt auch der ETF um 2%, und wenn der Index 2% an Wert verliert, sinkt auch der Wert des ETF um 2%. So weit, so einfach.
Allerdings kann man jetzt natürlich argumentieren, dass man ja gerne eine höhere Rendite, als die durchschnittliche Marktrendite hätte und daher einen aktiv gemanagete Fonds gegenüber einem passiven Investment bevorzugt. Da dieser viel mehr Aufwand für die Auswahl der Aktien betreibt, würde man erwarten, dass dessen Rendite entsprechend auch höher ausfällt.
Passive Investments mit höherer Rendite als aktiv gemanagete Fonds
Schauen wir uns die Fakten an: Wissenschaftliche Studien bestätigen immer wieder, dass es auf Dauer weniger als 1% der Fonds schaffen, über einen Zeitraum von mehreren Jahren eine höhere Rendite als ihr Vergleichsindex zu erzielen.
Eine Erklärung dafür liefert Eugene F. Fama, Professor an der University of Chicago, im Jahr 1970 mit seiner Markteffizienzhypothese. Diese besagt, dass auf Finanzmärkten alle verfügbaren Informationen sofort verarbeitet werden, aktuelle Aktienkurse als fair anzusehen sind und somit über einen längeren Zeitraum durch Informationsvorteile keine Mehrrendite im Vergleich zum Marktdurchschnitt (gemessen an einem Aktienindex) erzielt werden können.
Burton Malkiel, Professor an der Princeton University in den USA, hat in seinem 1973 erschienen Buch „A Random Walk Down Wall Street“ behauptet, dass ein Fonds, der aus den Aktien zusammengestellt wird, die Affen durch das Werfen von Dartpfeilen auf eine Zeitungsseite mit Börsenkursen auswählen, die gleiche Rendite wie Fonds hochbezahlter Fondsmanager erwirtschaften.
ETFs: Wissenschaftliche Erkenntnisse beim Investieren nutzen
Diese Aussage wurde durch ein Team aus Wissenschaftlern um Robert D. Arnott getestet. Sie haben nicht tatsächlich Affen Dartpfeile werfen lassen, aber sie simulierten dazu je 100 Fonds, indem sie jeweils 30 Aktien per Zufall aus einer Grundgesamtheit von 1.000 us-amerikanischen Aktien für jedes Jahr von 1964 bis 2010 auswählten.
Das Ergebnis: Im Durchschnitt hat die jährliche Rendite von 98% der von den „Affen“ zusammengestellten Fonds die Jahresrendite des kapitalgewichteten Vergleichsindex, der alle 1.000 Aktien der Grundgesamtheit enthielt, übertroffen. Geht man davon aus, dass der Index besser als die Fondsmanager abgeschnitten hat, haben die Affen sowohl die Fondsmanager als auch den Index geschlagen !
Zur Geschichte der ETFs
1976 lagen diese Statistiken noch nicht vor und die Fondsbranche mit ihren aktiv gemanageten Produkten florierte. Daher stieß es auch überhaupt nicht auf breite Zustimmung, als der Chef einer in Schieflage geratenen Fondsgesellschaft, John Clifton Bogle, die Erkenntnisse Famas in die Tat umsetzte und seine Mitarbeiter anwies, in einem Fonds den amerikanische Aktienindex S&P 500 nachzubilden.
Obwohl der Indexfonds Vanguard 500 im Vergleich sehr geringe Gebühren verlangte, verfehlte er mit einem verwalteten Kapital von nur 11,3 Mio. USD zunächst sein Ziel, 150 Mio. USD einzusammeln. Bogle bewies jedoch Durchhaltevermögen und bis heute wuchs der Fonds auf ein Volumen von etwa 280 Mrd. USD an.
Die Fondsgesellschaft Vanguard setzte das Konzept konsequent um und nutzte Einsparungen durch Größeneffekte um die Gebühren weiter zu senken. Das erschwerte es Wettbewerbern Vanguard Konkurrenz zu machen. Mittlerweile ist die Fondsgesellschaft mit einem verwalteten Vermögen von 3.500 Mrd. USD der zweitgrößte Vermögensverwalter der Welt.
Der Vanguard Indexfonds ist genau genommen gar kein ETF, denn die Anteile werden von der Fondsgesellschaft ausgegeben und zurückgenommen. Bei ETFs erfolgen Kauf und Verkauf über die Börse. Aber das ist nur ein Detail.
Vergleich Klassischer Fonds vs. ETF
Um den Unterschied zu verdeutlichen, werden in der nachfolgenden Tabelle zwei Fonds der Deutschen Bank Gruppe verglichen. Beide investieren in Aktien weltweit und achten dabei auf besonders hohe Dividenden.
Klassischer Fonds: DWS Top Dividende LDETF: Stoxx® Global Select Dividend 100 UCITS ETF 1D
Fama wurde 2013 für seine Markteffizienzhypothese der Nobelpreis für Wirtschaft verliehen. Warum nicht alle Anleger ihr Geld in ETFs anlegen? Ich weiß es nicht. Das zu ändern ist mit ein Grund, warum diese Seite gegründet wurde. Überraschenderweise ist es leichter als man annehmen würde, erfolgreicher als erfahrene Börsenprofis zu investieren. Und das schon mit 25 EUR und ein paar Klicks von zu Hause aus.
Details zu ETFs
In Deutschland ist Vanguard eher unbekannt, was auch darin begründet liegt, dass hier die Banken in erster Linie die Produkte ihre Vermögensverwaltungstöchter vermarkten. Trotzdem gibt es mittlerweile eine breite Auswahl an ETFs. Große Anbieter sind u. a. Amundi (Crédit Agricole), ComStage (Commerzbank), db X-trackers (Deutsche Bank), Deka ETFs (Deka), EasyETF (BNP Parisbas), iShares (BlackRock) und Lyxor (Société Générale).
Im Folgenden werden weitere Begriffe, die im Zusammenhang mit ETFs auftauchen, erläutert.
Ausschüttung vs. Thesaurierung: Unabhängig von der Art der Abbildung eines Index, schütten die in diesem enthaltenen Unternehmen Gewinne aus. Bei einem ausschüttenden ETF bedeutet das, dass diese Dividenden, jährlich, halbjährlich oder vierteljährlich mit einer Zahlung weitergereicht werden. Thesaurierend bedeutet, dass die Gewinne einbehalten werden, und dafür Aktien der im Index enthaltenen Unternehmen gekauft werden, was den Wert der ETF-Anteile erhöht.
Wichtig wird diese Unterscheidung in dem Fall, dass die Ausschüttung den persönlichen Freibetrag für Kapitalerträge (801 EUR pro Person) übersteigt. In diesem Fall müssen auf den über den Freibetrag hinausgehenden Gewinn 30% Abgaben bezahlt werden (25% Abgeltungssteuer + 5% Solidaritätszuschlag). Sollte man jetzt ein Hardcore-Sparer sein, der seine gesamten überschüssigen Barmittel in ETFs investiert, kann es bei einem thesaurierenden ETF sein, dass einem das Geld für die Steuerzahlung fehlt. Bei einem ausschüttenden ETF wäre das kein Problem, da man hier ja tatsächlich eine Zahlung erhält, von der das dann abgezogen werden könnte.
Die Total Expense Ratio (TER, Gesamtkostenquote) ist eine Kennzahl, die die jährlich anfallenden Management-und Verwaltungskosten eines Fonds im Verhältnis zu dessen verwaltetem Vermögen angibt. Sie hat den Zweck Fonds leichter vergleichbar zu machen und beinhaltet die Managementgebühren, Kosten für Werbung und Wirtschaftsprüfer, Anwaltskosten und Druckkosten. Sie enthält nicht den einmaligen Ausgabeaufschlag, Transaktionskosten für Kauf und Verkauf von Wertpapieren sowie etwaige erfolgsabhängige Gebühren.
Auf die oben erwähnten Fonds angewendet ergibt sich, dass der klassische Fonds jährlich Kosten in Höhe von etwa 285 Mio. EUR berechnet, der ETF 3 Mio. EUR.
UCITS: Viele ETFs haben die Buchstabenkombination UCITS im Namen. Diese bedeutet „Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities“. Das ist ein Tribut an die Internationalisierung, und die deutschen ETFs müssten eigentlich OGAW im Namen haben: „Organismus für gemeinsame Anlagen in Wertpapieren“. So einen Namen kann sich natürlich nur die Bürokratie ausdenken, denn die Richtlinie 85/611/EWG (OGAW-Richtlinie) definiert spezielle Anforderungen an Fonds und ihre Verwaltungsgesellschaften. ETFs mit der Abkürzung im Namen, erfüllen die Anforderungen dieser Richtlinie.
Die Abbildungsart gibt an, wie der Index durch die Fondsgesellschaft „nachgebaut“ wird. Hier kommen häufig zwei Varianten zur Anwendung: die vollreplizierende Methode sowie die Swap-Methode.
Bei der vollreplizierenden Methode kauft die Fondsgesellschaft mit dem Geld der Anleger die im abzubildenden Index enthaltenen Aktien gemäß deren Gewichtung im Index. Für den DAX wären das beispielsweise 30 Aktien. Da sich die Zusammensetzung des Index ändern kann, muss die Fondsgesellschaft immer einen Bestand an Barmitteln vorhalten, um schnell reagieren zu können. Das führt dazu, dass der ETF sich nicht 100%ig genauso wie der Index entwickelt. Dem wirken die Fondsgesellschaften zwar durch verschiedene Instrumente (z. B. Derivate) entgegen, trotzdem gibt es kleine Abweichungen, den sogenannten Tracking Error, was so viel bedeutet, wie Fehler bei der Nachbildung.
Mit der anderen Methode, der Swap-Methode, wird dieser Tracking Error minimiert. Swap heißt Tausch, denn bei der Swap-Methode einigt sich die Fondsgesellschaft mit einem Partner, z. B. einer Bank, auf den Austausch von Zahlungen zu festgelegten Zeitpunkten. Ein Beispiel. Die Fondsgesellschaft legt einen ETF auf den EURO STOXX 50 auf. Anleger investieren 100 Mio. EUR in diesen ETF. Der Partner, die Bank B, verpflichtet sich vertraglich dazu, für diese 100 Mio. EUR eine Zahlung zu leisten, die der Wertentwicklung des EURO STOXX 50 in einem festgelegten Zeitraum entspricht. Die Fondsgesellschaft investiert die 100 Mio. EUR in 20 Aktien der größten europäischen Unternehmen. Eine Zahlung, die der Entwicklung dieses Portfolios entspricht, ist die Gegenleistung für die Zahlung der Bank.
Angenommen, der EURO STOXX 50 steigt zum Stichtag um 1%. Gleichzeitig entwickeln sich die 20 großen Unternehmen etwas schlechter und verlieren 1% an Wert. Dann hat das Portfolio der Fondsgesellschaft noch einen Wert von 99 Mio. EUR, und die 100 Mio. EUR die in den EURO STOXX 50 investiert sind, einen Wert von 101 Mio. EUR. Wenn jetzt die Zahlungen getauscht werden bekommt die Bank B 99 Mio. EUR und muss 101 Mio. EUR zahlen. Sie macht also einen Verlust von 2 Mio. EUR. Tatsächlich würden die beiden Partner nicht die gesamten Summen tauschen, sondern die Bank B würde der Fondsgesellschaft 2 Mio. EUR überweisen. Umgekehrt funktioniert das natürlich genauso.
Warum die Bank B das machen sollte? Die Bank B muss die 100 Mio. EUR nicht wirklich in die Aktien des EURO STOXX 50 investieren. Sie könnte auch nur 90, 50 oder 10 Mio. EUR investieren oder nichts und einfach nur die Differenz zahlen oder kassieren. Auf diese Weise werden natürlich spannende Konstrukte möglich, und die Gebühren zur Umsetzung sind normalerweise geringer als bei voller Replikation. Dafür gibt es jedoch das Kontrahentenrisiko, das Risiko, dass der Swap-Partner Pleite geht. Das ist auch nicht von der Hand zu weisen, daher wird dieses Risiko durch rechtliche Regelungen auf 10% des Fondsvermögens beschränkt. Außerdem ist davon auszugehen, dass die zu den großen Bankkonglomeraten gehörenden ETF-Anbieter mit soliden Partnern zusammenarbeiten und notfalls wären sie auch in der Lage, einen Schaden aus eigener Tasche zu bezahlen.
Zusammenfassung
ETFs sind Fonds ohne Fondsmanager, die auf Indizes basieren
Daher haben sie niedrigere Gebühren als klassische Fonds
Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass ETFs bei der Rendite langfristig nicht schlechter als klassische Fonds abschneiden
ETFs werden über die Börse gehandelt, nicht mit einer Fondsgesellschaft