Urvater der Trendfolge – Richard Davoud Donchian

Das erste Mal in meinen Börsenaktivitäten sah ich den Namen Donchian, als ich mir in meinem Chartprogramm die vorhandenen Indikatoren genauer ansah. Der Name “Donchian” stach neben anderen Indikatoren hervor. Beim ersten Einblenden des Donchian-Channels in den Charts, war ich fasziniert. Bisher hatte ich oft Gleitende Durchschnitte genutzt. Was mir allerdings auffiel war, dass der Donchian-Channel die jeweiligen Hoch´s oder Tief´s vergangener Handelstage einblendete.

Je nachdem welche Periode man nutzte, konnte man kurz- oder langfristige Handelssysteme bilden. Das dies einmal einen wesentlichen Einfluss auf meinen Handelsstil beim Trendfolgen von Trend-Aktien bilden würde, wusste ich damals noch nicht. Mir war damals noch nicht klar, was für ein Schatz sich hinter Trendfolge und Donchian-Channels verbarg.

Erst nach dem Lesen von “Magier der Märkte” von Jack Schwager und den Interviews einiger Trendfolge-Tradern wurde mir klar, dass Trendfolger damals noch zu einer elitären “geheimen” Gruppe gehörten. Spätestens bei dem Namen Ed Seykota, welcher selbst durch Richard Donchian geprägt wurde sehr berühmte Trendfolger ausbildete, wurde mir Stück für Stück klar:

Richard Davoud Donchian ist für mich und andere Trendfolge-Trader der “Urvater der Trendfolge”.

Bild Quelle: The Richard Davoud Donchian Foundation www.rddonchian.org

Wer aber war Richard Davoud Donchian

Geboren wurde Richard Donchian im September 1905 in Hartford, Connecticut. Seine spätere Ausbildung genoss er in der bekannten Yale Universität. Zunächst beschäftigte er sich mit dem Orient-Teppich-Geschäft. Das Interesse wandelte sich jedoch in Richtung Finanzmärkte. Er schien von Jesse Livermore und dessen Buch “Das Spiel der Spiele” fasziniert zu sein, so dass ihn dieses sicherlich in seinen zukünftigen Finanzmarktaktivitäten bestärkte.

Auf Grund finanzielle Verluste im Börsencrash 1929 beschäftigte er sich intensiver mit der technischen Analyse. Es entwickelte sich bei ihm wohl die Überzeugung, dass nur Chartisten im Börsencrash Geld gemacht haben. 1933 wurde er Finanzanalyst bei Hemphill, Noyes & Co.

Sein anfängliches Trendfolge System

Im Jahr 1948 gründete er Futures Inc. in Form einer Aktiengesellschaft. Dabei fokussierte er sich zunächst auf die Anlage in Rohstoff-Futures, was letztlich der Vorläufer von Managed Futures Fonds war. Er entwickelte dann eine technische Trading-Methode, welche heute als “Trendfolge” bekannt ist. Ausgangspunkt hierfür waren die sogenannten “Weekly Rules”, also letztlich einen Preisausbruch basierend auf 20 Tagen. Sein “5/20 System” basierte auf zwei einfachen gleitenden Durchschnitten von 5 und 20 Tagen.

Im Jahre 1960 übernahm Richard Donchian die Leitung der Research-Abteilung für Rohstoffe bei Hayden Stone, ebenfalls einem New Yorker Brokerhaus. Dieses ging später im Shearson-Lehmann Konzern auf.

Das legendäre 5/20 Handelssystem wurde in den 70-er Jahren bis 1989 von seiner Assistentin Barbara Dixon weitergeführt. Als Richard Donchian am 24. April 1993 starb, wurde sein Lebenswerk in der gemeinnützigen Stiftung “Richard Davoud Donchian Foundation” fortgeführt. Diese Foundation unterstützt Projekte im Bereich Bildung, Gesundheit und Persönlichkeitsentwicklung.

Seine ehemalige Assistentin Barbara S. Dixon gründete Spackenkill Trading Corp. Über Sie lässt sich allerings nicht sehr viel über das Internet in Erfahrung bringen.

Desweiteren sind letztlich Namen wie Richard Dennis und William Eckhardt, die das Projekt “Turtle-Trader” ins Leben riefen sowie der bereits erwähnte Ed Seykota fest mit dem Namen Richard Donchian verbunden.

Trendfolge mit dem Donchian Channel

Apple Tageschart

Ich möchte Dir hier nur die Grundzüge des Donchian-Channels zeigen. Wie Du gleich sehen wirst, kann man den Donchian Channel auf sämtlichen Zeiteinheiten nutzen. Er besteht aus einem oberen und einem unteren Band. Das obere Band zeigt die letzten Hoch´s der jeweiligen Periode an und das untere Band die jeweiligen Tiefs der gewählten Periode.

Wie wir zwischenzeitlich wissen, handelten die Turtle-Trader mit den Donchian Channel im Futuresbereich auf Tagescharts mit Hoch´s und Tiefs von 20 Tagen. Bei einem zweiten System nutzte man Hoch´s und Tiefs von 55 Tagen. Der Grund war, dass man bei diesem zweiten Turtle-Trading-System ein System wollte, dass nicht ganz so sensibel reagierte, wie bei einer 20 Tages-Variante.

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Aber zurück zu den Donchian Channels, welche ich Dir im nächsten Tageschart einmal für die Apple-Aktie eingezeichnet habe. Ich weiss nicht wie Du das siehst, aber ich bin der Meinung, dass man hier nicht gerade gewinnbringend handeln kann.

Es ergeben sich zwar stückweise Gewinne, aber je nachdem ob man hier nur long oder long/short handelt gestalten sich die Gewinne. Geht man jetzt noch in Zeitebenen von Stunden, Minuten oder sogar Sekunden-Charts wird die Signalgebung immer unruhiger. Wählt man allerdings die Zeitebene eines Wochencharts sieht es ein wenig übersichtlicher aus.

Apple Wochenchart

Beim Traden oder Investieren auf dem Wochenchart treten weniger häufig Signale auf, der Kurs erhält mehr Raum, um sich zu entfalten. Oft bekommt man über diesen Weg bessere CRV (Chance-Risiko-Verhältnisse) als auf Zeitebenen, wie Tages- oder Stundencharts.

Allerdings muss man auch oft mit Leben, dass man grössere Gewinne wieder abgibt, wenn der Kurs zu stark zurück kommt und die Tiefs durchschlägt.

Auch beim Wochenchart bin ich bei der Einstellung von Donchian-Channels von 20 Tagen geblieben. Je nach Stärke der Aktie können sich natürlich auch andere Einstellungen anbieten. Das sollte man über Backtestings testen.

Apple Monatschart

Als Investor mit sehr langfristigen Horizont bieten sich auch Monatscharts zum Investieren an. Auch hier siehst Du wieder die Einstellungen des Donchian-Channel von 20 Tage der Hoch- und Tiefs.

Je höher man also die Zeitebene wählt, desto mehr hat der Kurs Luft sich zu entfalten. Der nachlaufende Stop des unteren Donchian-Channel, also das Band der Tiefs bewegt sich langsamer als auf dem Wochenchart.

Der Donchian-Channel wird noch heute von vielen Trendfolgen sehr gerne genutzt. Mir persönlich gefällt er ebenfalls sehr gut, da die Kurse mehr Raum bekommen, als bei beispielsweise den Gleitenden Durchschnitten.

Allerdings kann man auch bei Gleitenden Durchschnitten sehr gute Trendfolge-Systeme entwickeln, wenn man sie etwas anders als üblich nutzt. Dazu aber in einem späteren Artikel mehr.

Viele Trader kennen meiner Meinung nach den Donchian-Channel gar nicht oder wenden ihn nur isoliert an. Es gibt viele Varianten und Kombination, wie man auch dem Donchian Channel interessante Trendfolge-Systeme erstellen kann.

Wichtig war mir Dich einmal für auf den Urvater der Trendfolge Richard Donchian aufmerksam zu machen. Man kann natürlich auch mit dem oberen oder unteren Channel-Band unterschiedliche Zeitperioden verwenden. Es gibt hier keine Grenzen, Du weisst nur der Erfolg zählt an der Börse.